Automatik-Mixer (Automatic Microphone Mixer, AMM) werden bei Telekonferenzen verwendet, um Mikrofone, die gerade in Gebrauch sind, einzuschalten, und Mikrofone, die nicht verwendet werden, auszuschalten. Wenn bei einer Telekonferenz mit vier Mikrofonen und einem Standardmischer alle vier Mikrofone eingeschaltet sind, wären die zum anderen Ende des Raumes übertragenen Hintergrundgeräusche viel zu laut. Außerdem würden alle vier Mikrofone den Sprecher in verschiedenen Lautstärken und – aufgrund der Entfernung des Sprechers zu den Mikrofonen – mit unterschiedlichen Latenzen aufnehmen, sodass die Stimme des Sprechers stark kammgefiltert und schwer zu verstehen wäre.
Es gibt zwei Grundtypen von Automatik-Mixern: Gain Sharing und Gated. Diese beiden AMM-Arten haben unterschiedliche Funktionsweisen und Vorteile. Ein Gain Sharing AMM vergleicht den aktuellen Signalpegel jedes Kanals mit dem durchschnittlichen Signalpegel aller Kanäle. Ein Gated AMM vergleicht den aktuellen Signalpegel jedes Kanals mit einem Schwellenwert für diesen Kanal.
Die Verstärkung (Gain) jedes Kanals in einem Gain Sharing AMM variiert fortlaufend in Abhängigkeit von dem aktuellen Signalpegel für diesen Kanal und alle anderen Kanäle. In einem Gated AMM hängt das Ausmaß der Verstärkung, die auf den jeweiligen Kanal angewendet wird, in erster Linie davon ab, ob der Audiosignalpegel dieses Kanals über dem aktuellen Schwellenwert liegt.
Ein Gain Sharing AMM schaltet einen Kanal nie vollständig aus und ändert den Pegel jedes Kanals in Abhängigkeit von dem aktuellen Signalpegel dieses Kanals sowie dem Signalpegel der anderen Kanäle. Ein Gated AMM schaltet alle Kanäle, die nicht verwendet werden, aus. Einige Gated AMMs können eine Ducking-Tiefe festlegen, die die nicht verwendeten Kanäle bei einem niedrigeren Pegel eingeschaltet lässt, aber dabei handelt es sich um einen statischen, vorab festgelegten Wert, der nicht abhängig von den anderen Kanälen variiert.
In den vereinfachten Darstellungen unten zeigt die linke Grafik den Audioeingang-Signalpegel für vier Mikrofoneingänge und den durchschnittlichen Signalpegel für alle vier Eingänge. Dies sind die Werte, die die Audioanzeigen für diese Kanäle anzeigen würden. Die Grafiken in der Mitte und rechts zeigen die von den beiden Automatik-Mixer-Arten angewendete Verstärkung. Dies entspricht der Fader-Position an einem herkömmlichen Mixer. Sie stellen die Verstärkungseinstellung jedes Kanals dar, nicht den Audiosignalpegel für jeden Kanal.
Keine Sprecher
Wenn niemand spricht, schaltet ein regulärer Gated AMM einfach alle Kanäle ab. Ein Gain Sharing AMM hingegen weist jedem Kanal die gleiche Verstärkung zu. Dadurch kann beim Gated AMM völlige Stille herrschen, während beim Gain Sharing AMM viele Hintergrundgeräusche zu hören sind. Beide Nebeneffekte stellen ein Problem dar, und die beiden AMM-Typen wenden unterschiedliche Methoden an, um diese Probleme zu lösen. Die meisten Gated AMMs beinhalten ein Bedienelement für die Ducking-Tiefe, sodass die nicht verwendeten Kanäle um einen bestimmten Wert heruntergeregelt werden, anstatt sie vollkommen auszuschalten. Die meisten Gain Sharing AMMs haben einen Wert für die „OFF-Dämpfung“, mit dem der AMM die Verstärkung der nicht verwendeten Kanäle um einen bestimmten Wert verringern kann. Mit diesen beiden Funktionen verhalten sich ein Gated AMM und ein Gain Sharing AMM fast identisch, wenn es keine Sprecher gibt.
Ein Sprecher
Wenn eine Person mithilfe des Systems redet, öffnet ein Gated AMM diesen Mikrofonkanal, während ein Gain Sharing AMM die Verstärkung für diesen Kanal erhöht. Beim Gated AMM bleibt der Pegel aller anderen Kanäle unverändert. Die nicht verwendeten Kanäle werden im Gated AMM ausgeschaltet oder auf ihre vorab festgelegte Ducking-Tiefe reduziert. Ein Gain Sharing AMM erhöht bei einem einzelnen Sprecher die auf diesen Mikrofonkanal angewendete Verstärkung und verringert gleichzeitig die auf alle anderen Kanäle angewendete Verstärkung. Ein Gain Sharing AMM arbeitet immer darauf hin, die gleiche Gesamtsystemverstärkung anzuwenden. Wenn die Verstärkung für den Sprecher erhöht wird, muss also die Verstärkung der nicht verwendeten Kanäle verringert werden.
Zwei Sprecher
Wenn zwei Personen gleichzeitig und mit der gleichen Lautstärke über das System sprechen, verstärkt der Gain Sharing AMM beide Kanäle und verringert alle nicht verwendeten Kanäle. Die auf die beiden aktiven Kanäle angewendete Verstärkung ist 3 dB niedriger als die Verstärkung, die auf einen einzelnen Kanal angewendet wird, da der Gain Sharing AMM bestrebt ist, stets die gleiche Gesamtsystemverstärkung aufrecht zu erhalten, unabhängig davon, wie viele Kanäle gerade in Gebrauch sind. Ein Gated AMM erzielt ein nahezu identisches Ergebnis, aber auf eine andere Weise. Die meisten Gated AMMs haben eine NOM-Dämpfung. NOM steht für „Number of Mics“, also die Anzahl der Mikrofone, und NOM-Dämpfung bedeutet, dass die auf jeden Kanal angewendete Verstärkung für jede Verdopplung der Anzahl an aktiven Kanälen um 3 dB verringert wird. Wenn zwei Kanäle gleichzeitig aktiv sind, wird jeder um 3 dB reduziert.
Wenn vier Kanäle gleichzeitig aktiv wären, würde jeder Kanal um 6 dB reduziert werden. Wenn zwei Personen gleichzeitig und in der gleichen Lautstärke über das System sprechen, liefern Gain Sharing AMMs und Gated AMMs sehr ähnliche Ergebnisse.
Zwei Sprecher, unterschiedliche Lautstärken
Wenn zwei Personen in unterschiedlichen Lautstärken gleichzeitig über das System reden, treten die Unterschiede zwischen Gain Sharing AMMs und Gated AMMs deutlicher zutage. Bei einem Gated AMM ist jeder Kanal, abhängig von dem aktuellen Signalpegel des jeweiligen Kanals vergleichen mit einem Schwellenwert, entweder AN oder AUS. Der Schwellenwert kann ein manuell festgelegter Zielwert sein oder, basierend auf dem durchschnittlichen Signalpegel aller Kanäle, automatisch von dem AMM festgelegt werden. Wenn eine zweite Person zu reden beginnt und ihre Lautstärke dabei unter dem Schwellenwert für den Gated AMM liegt, bleibt der Kanal dieses zweiten Sprechers in der AUS-Position, entweder stummgeschaltet oder mit deutlich reduzierter Lautstärke. Wenn die Lautstärke des zweiten Sprechers auf eine Höhe über dem Schwellenwert ansteigt, wird dieser Kanal eingeschaltet und der Gated AMM wendet auf beide Kanäle Verstärkung an, genauso, als ob zwei Sprecher in der gleichen Lautstärke reden würden. Ein Gain Sharing AMM handhabt diese Situation anders, da ein Gain Sharing AMM stets jeden Kanal basierend auf dem aktuellen Audiopegel dieses Kanals im Vergleich zum durchschnittlichen Audiopegel verstärkt. Sobald ein Sprecher einen zweiten Kanal des Gain Sharing AMM zu nutzen beginnt, erhöht der Gain Sharing AMM die Verstärkung, die dem Kanal des zweiten Sprechers zugeteilt ist, selbst wenn der zweite Sprecher viel leiser redet als der erste Sprecher.
Dabei ist zu beachten, dass keine dieser Methoden als die „richtige Methode“ für den Umgang mit dieser Situation bezeichnet werden kann. Wenn zwei Sprecher aktiv miteinander diskutieren oder wenn der zweite Sprecher etwas klarstellt, wirkt das Ansprechverhalten des Gain Sharing AMM natürlicher. Wenn es sich bei dem zweiten Sprecher um jemanden handelt, der nur ein Nebengespräch führt, ist das Ansprechverhalten des Gated AMM angemessener.
Neben diesen Differenzen im Ansprechverhalten gibt es noch einen großen Unterschied in Bezug auf die Einstellungsmöglichkeiten der beiden AMM-Arten. Aufgrund der Art des Gain Sharing-Algorithmus hat ein Gain Sharing AMM relativ wenige vom Benutzer einstellbare Bedienelemente. Ein Gated AMM verfügt oftmals über Bedienelemente, die eine ausführliche Anpassung aller Gate-Parameter eines jeden Kanals ermöglichen. In einem normalen Raum kann ein Gain Sharing AMM mit geringem oder ganz ohne Konfigurationsaufwand ein natürlicheres Ansprechverhalten bieten. In einem Raum mit anspruchsvolleren Bedingungen kann ein Gated AMM dank seiner Fähigkeit, die Einstellungen jedes einzelnen Kanals präzise zu optimieren, ein besseres Ergebnis liefern. Man kann nicht sagen, dass ein Gain Sharing AMM oder ein Gated AMM „besser“ ist, da jede Art von AMM für unterschiedliche Installationen in Frage kommt.